Leben in der Stadt

Bildquelle: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin


Die Stadt ist eine Ansammlung verschiedenster Zeitströmungen. Wenn wir sie erleben, reisen wir unbemerkt in die Vergangenheit und sind doch ganz gegenwärtig. Der Blick des Reisenden, des Besuchers ist bewusster als der des Bewohners. Jede Stadt hat ihre eigene Identität, ihre spezifische Atmosphäre. Auch da wo nichts mehr ist, erinnern wir uns bisweilen an das Verlorene oder bedauern seinen Verlust. In einer Zeit der städtebaulichen Großprojekte fehlt der Blick für die Details. Oftmals werden noch nie dagewesene Formen erdacht, aber es fehlt in der Umsetzung zur Architektur die notwendige Sensibilität. Die Stadt in ihrer gewachsenen Form mit den feinen Abstufungen zwischen Stadtmitte und Stadtrand löst sich immer mehr auf. Aufgrund unserer Mobilität, des Vorranges des Autos wachsen die Stadtränder. Es enstehen die verdichteten Stadtrandsiedlungen, die weder Stadt sind noch sein wollen, die aber auch aufgrund der kleinteiligen Parzellierung der Grundstücke und der Dichte der Bebauung keinen Bezug zu ihrer unmittelbaren gewachsenen Umgebung aufnehmen. Nachdem bereits seit einiger Zeit dieses Problem auch von der Politik erkannt wurde, bemüht man sich die Menschen wieder zurück in die Stadt zu holen. Man glaubt jedoch mit den gleichen Mitteln wie in den verdichteten Randsiedlungen auch in der Stadt operieren zu können (Reihenhäuser in die Stadt). Es wäre wünschenswert, dass sich wieder ein allgemeines Gefühl für die Qualität des Städtischen durchsetzen würde. Die Planung des Stadtraumes und die architektonische Gestaltung am Einzelgebäude sollten wieder enger miteinander verflochten werden und dadurch zu charakteristischen, ganz eigenen Stadtbildern führen. Die Stadt muss lebendig bleiben. Sie darf weder Museum noch historische Schaufassade sein.  Ich denke, dass es zur Überwindung der kulturellen Erstarrung unserer Zeit des "leidenschaftlichen Kopierens" bedarf. Darunter verstehe ich, dass wir uns unvoreingenommen unserer Vergangenheit stellen, das Verlorene versuchen zu verstehen, das Identitätsstiftende in unsere Gegenwart übernehmen und sie damit wieder "reicher" und lebenswerter machen. mehr...