Bücher und Häuser haben vieles gemeinsam. Wie im Roman oder in der Erzählung kann man in Häusern Figuren, Orte, Zeitläufe, Wechsel, Katastrophen bis hin zum Vergessen und Verschwinden, verfolgen. Nur liegt die Geschichte nicht gedruckt vor und stellt sich auch nicht immer offen dar. Man muß nach den Spuren suchen, will man das erzählerische Element in den Bauwerken entdecken.
Gebäude rufen mit ihren Fassaden, vergleichbar mit dem Einband eines Buches, eine Erwartung an das Innere hervor. Beiden gemein ist die verdichtete Aussage und die Verweise auf Besonderheit und Zugehörigkeit. Sie sollen sagen wofür sie stehen. Dies ist nicht immer so und es ist zu erwarten, dass man relativ oft über den Inhalt getäuscht wird.
Der Planer steht hier vor einem Dilemma. Welcher Werkzeuge soll er sich bedienen? Im Geist unserer heutigen Zeit ist er völlig frei, keinem Prinzip verpflichtet. Unsere Gesellschaft ist offen, ohne soziale Hierarchien. Jeder kann alles und nichts werden.
Wenn ich eingangs auf den Vergleich von Buch und Haus hingewiesen habe, dann deshalb weil ich glaube, dass wir uns nicht nur als die Sklaven eines technikbesessenen
Zeitgeistes empfinden müssen, sondern dass im Erzählerischen eine Möglichkeit besteht, das auszudrücken was uns wirklich bewegt.
Ich habe mich gefragt wie es im Buch funktioniert, dass eine Geschichte als lebendig empfunden wird? Der Autor muss m.E. dem Leser suggerieren seine Geschichte sei möglich oder auch glaubhaft. Das kann nur passieren wenn der Leser sich in der Geschichte wiedererkennt oder sich in die Geschichte hineinversetzen kann.
Übertragen auf die Architektur denke ich, dass das gleiche Prinzip auch hier funktioniert. Es ist, genauso wie in der Literatur davon abhängig, ob uns die
Architektur glaubhaft (authentisch) vorkommt. Wie in der Erzählung sind die handelnden Figuren in der Architektur Teile einer entstehenden Geschichte. Sie partizipieren, verändern, gestalten oder
zerstören und nehmen so Einfluss. Ich will versuchen diese Geschichten zu integrieren miteinander zu verbinden und in Architektur umzusetzen. Es gehört ein bisschen Mut dazu sich auf diese Reise
zu begeben, aber ich denke es lohnt sich.